Die Dienstalterslisten der SS

Dienstalterlisten der SS – Kontext, Struktur, Chronik | DG.de

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Dienstalterlisten der SS

Kontext, Struktur, Chronik (1934–1945)

Diese Seite bietet einen neutralen, historischen Überblick über die sogenannten „Dienstalterlisten der SS“ (DAL). Sie dient ausschließlich der Dokumentation für Forschung und Sammler.

1. Historischer Hintergrund & Zweck

Die Dienstalterlisten wurden ab 1934 vom SS-Personalamt herausgegeben. Ziel war eine zentrale, fortlaufende Erfassung von SS-Führern, ihren Rängen, Funktionen und Seniorität. Frühere Ausgaben trugen teils propagandistische Elemente (z. B. Nennung des „Obersten Führers der SS“).

Zeitraum
1934–1945 (Vorkriegs- & Kriegsausgaben)
Primärer Fokus
Offizierskorps (von höchsten bis unteren Führerdienstgraden)

2. Erstellung & Datenbasis

Grundlage waren jährliche Führer-Fragebögen, in denen SS-Führer persönliche Angaben aktualisierten (u. a. Name, Geburtsdatum, SS-Nr., NSDAP-Nr., Dienstgrade, Positionen, Auszeichnungen). Die DAL diente regionalen Einheiten als Nachschlagewerk, da nicht überall zentrale Stammunterlagen verfügbar waren.

3. Geltungsbereich der Listen

Zunächst erfassten die Listen die Allgemeine SS; im Laufe der Zeit wurden auch SS-Totenkopfverbände, SS-Verfügungstruppe (später Waffen-SS), Leibstandarte SS Adolf Hitler sowie der Sicherheitsdienst (SD) einbezogen. Ab 1936 spiegelten die DAL die organisatorische Verzahnung von SS und Polizei unter dem „Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei“.

4. Struktur & typische Einträge

Sortierung: Nach Rängen (absteigend), innerhalb eines Ranges nach Dienstalter.

Kerndaten: Nachname, Vorname, Geburtsdatum, SS-Nr., NSDAP-Nr., Dienstgrad, Dienststellung.

Zusatzangaben: Auszeichnungen (z. B. Goldenes Parteiabzeichen, Blutorden, militärische Orden), Mitgliedschaften (z. B. Reichstag), Doppelfunktionen (Wehrmacht/Polizei), Status „Ehrenführer“ etc.

Hinweis: Parteimitglieder mit niedriger NSDAP-Nr. wurden oft als „Alte Kämpfer“ markiert. Kriegsbedingte Ausgaben enthalten teils weniger biografische Details als Vorkriegsausgaben.
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5. Publikationsgeschichte (1934–1945)

Datum / JahrBemerkung
1. Oktober 1934Erste Ausgabe (frühe Struktur; listete tausende Offiziere von höchsten Rängen bis Sturmführer)
1. Juli 1935Erweiterung auf breiteren Rangumfang (bis Untersturmführer)
1936–1938Regelmäßige Aktualisierungen; Darstellung und Typografie konsolidiert
15. Juni 1939Letzte umfangreiche Friedensausgabe (häufig als „Richtigungsheft“ bezeichnet)
1942–1944Kriegsausgaben: gekürzt, Schwerpunkt auf höhere Ränge; teilweise Zweiteilung in zwei Bände
1. Juli 1944Sonderliste nur für die Waffen-SS (in der Überlieferung besonders selten dokumentiert)
30. Januar 1945Späte Nachträge über Personalveränderungsblätter (u. a. Beförderungen)

Hinweis: Umfang und Zuschnitt variierten je nach Ausgabe und Kriegsverlauf.

6. Besondere Merkmale & Änderungen

  • Neuer Höchstrang 1942: SS-Oberst-Gruppenführer (selten verliehen, in den DAL ab 1942 aufgeführt).
  • Rangumbenennungen: z. B. SS-Sturmhauptführer zu SS-Hauptsturmführer (ab 10/1935).
  • Ehren-/Rangführer: Trugen Uniform, waren aber vom Dienst befreit; in den Listen gesondert gekennzeichnet.
  • Kriegsanpassungen: Reduktion biografischer Tiefe und Layout-Vereinfachungen in späten Ausgaben.

7. Bedeutung für Forschung & Nachkriegszeit

Die DAL dienten Ermittlungsbehörden und Historikern nach 1945 als Personal- und Strukturquelle zur Identifikation, Rekonstruktion von Karrieren und Einordnung von Verantwortlichkeiten. Sie werden bis heute in der wissenschaftlichen Arbeit herangezogen.

In Archiven existieren Originale, Reprints sowie Mikrofilme/Scans. Für vertiefte Recherchen eignen sich Archivverzeichnisse, Holocaust-Enzyklopädien und Bestände zur Verwaltungs- und Personalgeschichte des NS-Staates.

8. Hinweise für Sammler (Originale, Reprints, Provenienz)

  • Originale: Selten, sammlerisch begehrt; auf Bindung, Papier, Geruch, Druckbild und zeittypische Heftung achten.
  • Reprints: Fachverlage/Nachdrucke existieren; als Arbeits- und Vergleichsexemplare nützlich.
  • Provenienz: Nachweise (z. B. Bibliotheks- oder Behördenstempel) sorgfältig dokumentieren.
  • Vergleich: Einträge mit zeitgleichen Personalveränderungsblättern und Archivalien abgleichen.

Bei Anfragen zu Ankauf/Expertise bitte über die Kontaktseite schreiben.

9. Rechtlicher Hinweis

Diese Seite dient der historischen Dokumentation. Jegliche Verherrlichung wird abgelehnt. Bitte beachte die in Deutschland geltenden gesetzlichen Bestimmungen (§§ 86/86a StGB) beim Umgang mit Symbolik und Darstellungen aus der NS-Zeit.

10. Quellen & weiterführende Hinweise

  • Überblicksartikel zu den Dienstalterlisten (Publikationsrahmen, Rangumfänge, Kriegsausgaben).
  • Bildbelege zu Seiten der Ausgabe 9. November 1944 (Commons), insbesondere Übersichten höherer Ränge.
  • Holocaust Encyclopedia: Schlüssel-Daten zur SS (Kontext & Einordnung).
  • Bundesarchiv-Hinweise zur Größenordnung der SS im Kriegsverlauf.
  • Nachweise zu Mikrofilmen/Scans (z. B. Serien mit DAL 1942–1944).

© DG.DE · Für Zitate/Abbildungen bitte konkrete Archivsignaturen angeben. Anfragen zu Einordnung/Expertise gerne über die Kontaktseite.

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