Die Dienstalterslisten der SS
Die Dienstalterslisten der SS: Eine detaillierte Analyse eines Schlüsseldokuments der NS-Zeit
Die Dienstalterslisten der SS: Eine detaillierte Analyse eines Schlüsseldokuments der NS-Zeit
Dieser Beitrag vertieft das Thema der Dienstalterslisten der SS, auch DAL der SS genannt. Sie stellten ein zentrales organisatorisches Werkzeug der Schutzstaffel der NSDAP dar. Der Text erläutert den historischen Kontext, die Struktur, die Entwicklung und die Bedeutung dieser Listen. Sie geben Einblicke in die Hierarchie der SS und spiegeln das Wachstum sowie die Verbrechen des NS-Regimes wider. Dieses Thema ist sehr sensibel und dient rein historischen Zwecken.
Historischer Hintergrund
Die Dienstalterslisten der SS wurden erstmals 1934 unter der Leitung des Reichsführers-SS Heinrich Himmler erstellt und vom SS-Personalamt herausgegeben. Sie ähnelten Listen der Wehrmacht und der Polizei und sollten regionale SS-Einheiten mit Informationen versorgen, da diese keinen direkten Zugriff auf die zentralen SS-Stammrollen oder -karten hatten. Der Zweck bestand darin, die Karrieren und Ränge der SS-Offiziere systematisch zu dokumentieren und eine klare Senioritätsordnung zu gewährleisten. Adolf Hitler wurde in frühen Ausgaben als "Oberster Führer der SS" geführt, was propagandistische Elemente unterstreicht. Ab 1936 wurden auch Polizeioffiziere, die der Allgemeinen SS beitraten, eingeschlossen, was die Verschmelzung von SS und Polizei unter Himmler widerspiegelt – sein Titel lautete fortan "Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei".
Die Listen basierten auf "Führer-Fragebögen", die SS-Führer jährlich einreichen mussten, um persönliche Daten zu aktualisieren. Sie umfassten zunächst die Allgemeine SS, SS-Totenkopfverbände, SS-Verfügungstruppe, Leibstandarte SS Adolf Hitler und den Sicherheitsdienst des Reichsführers SS. Historische Dokumente zeigen, dass diese Listen Teil eines breiteren Systems der NS-Bürokratie waren, das auch für die Nachkriegsprozesse entscheidend wurde.
Publikationsgeschichte
Die DALs erschienen jährlich von 1934 bis 1938, mit einer Ergänzung im Jahr 1939. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs gab es ab 1942 vereinfachte "Kriegssonderausgaben", die bis 1945 fortgesetzt wurden. Insgesamt wurden 14 Ausgaben veröffentlicht, darunter eine separate Liste für die Waffen-SS vom 1. Juli 1944, die nur als Einzelstück für Maximilian von Herff existierte und Offiziere in Konzentrationslagern einschloss. Die letzte Ergänzung datiert auf den 30. Januar 1945 und notierte 11 Beförderungen.
Vorkriegszeit (1934–1938): Vollständig und detailliert, im DIN-A4- oder A5-Format, mit Karten zu SS-Strukturen und Statistiken zum Wachstum des SS-Führerkorps. Die erste Ausgabe von Oktober 1934 listete 3.118 Offiziere vom Reichsführer-SS bis zum Sturmführer.
Kriegszeit (1942–1945): Vereinfacht und fokussiert auf höhere Ränge, wie SS-Oberst-Gruppenführer bis SS-Standartenführer. Ab 1944 gab es eine Zweiteilung: Ein Teil für mittlere Ränge zum Stand 1. Oktober 1944 und ein anderer für höhere Ränge zum Stand 9. November 1944 mit 1.362 Offizieren. Digitale Archive halten Mikrofilme dieser Dokumente, einschließlich SS-Offizierslisten von 1942 bis 1944.
Fundstücke in Archiven und Diskussionen zeigen, dass diese Listen auch in privaten Kontexten genutzt werden, um NS-Verbindungen aufzudecken.
Struktur und Inhalt
Die Listen waren nach Rängen absteigend sortiert, beginnend mit Himmler als Reichsführer-SS. Offiziere desselben Ranges wurden nach Dienstalter geordnet, mit dem Ältesten zuerst. Jede Eintragung enthielt persönliche Daten wie Nachname, Vorname, Geburtsdatum, SS-Nummer und NSDAP-Nummer, wobei "Alte Kämpfer" – Parteimitglieder bis Nummer 100.000 – besonders markiert wurden. Der Karriereverlauf war vollständig oder abgekürzt dargestellt, zum Beispiel Himmlers Weg von 1926 als Gau-SS-Führer bis 1929 als Reichsführer-SS.
Auszeichnungen und Symbole umfassten Orden wie das Goldene Parteiabzeichen, Blutorden, Eisernes Kreuz, Ritterkreuz mit Eichenlaub, Pour le Mérite, Ehrendegen RFSS und SS-Totenkopfring. Ab 1942 wurden Kriegsverdienste wie das Deutsche Kreuz hinzugefügt. Weitere Notizen betrafen Mitgliedschaft im Reichstag, Ränge in Wehrmacht oder Polizei sowie Ehrenführer wie Max Amann oder Rudolf Hess, der bis 1938 als SS-Führer Nummer 2 geführt wurde, obwohl er 1933 austrat. Frühe Ausgaben notierten auch Zugehörigkeit zum Lebensborn oder Alter über 50.
Zusätzlich enthielten die Listen Statistiken zu verstorbenen SS-Führern mit dem Motto "Meine Ehre heißt Treue – Verstorbene SS-Führer", Karten zu SS-Organisationen und Grafiken zum Wachstum der SS. In Kriegszeiten verschwanden detaillierte Karrieren und Verstorbene aus den Listen.
Besondere Merkmale und Entwicklungen
Ein markantes Feature war der Rang SS-Oberst-Gruppenführer, der 1942 von Hitler genehmigt und erstmals am 20. April 1942 verliehen wurde – nur vier Personen erhielten ihn: Franz Xaver Schwarz in der Allgemeinen SS, Josef Dietrich und Paul Hausser in der Waffen-SS sowie Kurt Daluege in der Ordnungspolizei. Rangänderungen, wie die Umbenennung von SS-Sturmhauptführer zu SS-Hauptsturmführer im Oktober 1935, wurden dokumentiert.
Ehren- und Rangführer waren von SS-Diensten befreit, durften aber Uniformen tragen. Ab 1936 wurden viele dem Stab Reichsführer SS zugeordnet. Ab Oktober 1942 verschwand Hitler aus Teilausgaben als "Oberster Führer". Die Waffen-SS-Liste von 1944 hob die Dualität von Rängen hervor, zum Beispiel bei Höheren SS- und Polizeiführern.
Historische Bedeutung und Nachwirkungen
Die DALs dokumentieren das explosive Wachstum der SS: Von einer kleinen Eliteeinheit zu einer Organisation mit fast 900.000 Mitgliedern in der Waffen-SS allein. Sie spielten eine Schlüsselrolle in den Nürnberger Prozessen 1946, wo die Alliierten sie nutzten, um SS-Offiziere zu identifizieren und zu verurteilen. Heute dienen sie Historikern zur Erforschung von NS-Verbrechen, einschließlich des Holocausts und Kriegsverbrechen. Archive halten Originale oder Mikrofilme, etwa mit SS-Personalakten.
Forschungen zu individuellen SS-Mitgliedern zeigen, wie diese Listen in genealogischen und historischen Untersuchungen verwendet werden. Bilder und Scans, zum Beispiel von der Ausgabe vom 9. November 1944, illustrieren die typische Struktur.
Die Dienstalterslisten der SS sind ein Spiegel der NS-Bürokratie und des Terrors. Für tiefergehende Recherchen werden Archive wie die US National Archives oder das United States Holocaust Memorial Museum empfohlen.
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